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Hörenswertes November 2011: Snow Patrol, Drake, Cass McCombs, The Devil`s Blood

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Bevor wir nun mit dem vielleicht letzten Hörenswert-Artikel dieses Jahres beginnen, möchte ich mich noch bei jemanden entschuldigen, dem wir auf unser Seite mit wüsten Beschimpfungen und Schmähungen bedacht haben:

Lieber November, ich habe dich als Arschlochmonat beschimpft und nach einem der schönsten Herbstmonate seit langer Zeit muss ich mich einfach entschuldigen und dir für sonnengoldene Tage und epische Sonnenuntergänge danken. Wir alle haben zu danken, nur die Schiffahrer heulen wieder rum, aber das machen die zu jeder Jahreszeit.

So, nun zu der Musik. Die ist auch nicht mehr das, was sie mal am Anfang des Jahres war und hat eher wenig Spannendes zu bieten. Snow Patrol garnieren ihre Zucker-Balladen nun mit elektronischen Elementen, Drake hat den Weichspüler weggelassen und überrascht, Cass McCombs spielt Beatles auf ner ollen Gitarre und The Devil`s Blood heizen uns kräftig ein.

Snow Patrol – Fallen Empires

(Universal, 11.11.2011)

Sie wollten auf dem neuen Album klingen wie Arcade Fire, haben sie gesagt. Blöd nur, wenn man davon nichts hört und sich Snow Patrol mal wieder nicht zwischen Mainstream-Geheule und ordentlichen Indie-Pop entscheiden können… zumal die Gewichtung wieder eindeutig auf den Jammer-Balladen liegt und sich Produzenten irgendwelcher halbgarer Frauen-Serien bereits die Lizenzen gesichert haben. Wo Coldplay sich auch irgendwann von Starbucks-Schlürfern haben vereinnahmen lassen, machen es Snow Patrol gleich und gehen den sicheren Konsens-Weg; mit dem Unterschied das Coldplay endgültig ihre Hemmungen haben fallen lassen und mit ihrem Pop-Bekenntniss Mylo Xyloto wesentlich besser und authentischer fahren als die weiterhin mutlosen Mannen um Gary Lightbody, die wohl ein paar momentan angesagte Electro-Einflüsse für den Zenit ihrer Innovationskraft halten.

Immerhin hat es mal wieder diese zwei Übersongs, weswegen man die Band imer noch gern hat. Aber durch Alben wie Final Straw und Open Your Yes wissen wir doch einfach, dass sie es besser können und früher auch mal auf ganzer Albumlänge überzeugten. Gebt endlich auf, verzieht euch in ein gotterverlassenes Dorf in Nord-Schottland und fangt wieder an gut zu werden.

Drake – Take Care

(Universal, 15.11.2011)

Jahaa, ich geb es ja zu. Ich habe Drake ständig gedisst und J Cole zum Hip Hop Retter und Gott des Jahres 2011 ausgerufen. Ich finde Coleworld immer noch gut, aber es war einfach nicht der erhoffte Paukenschlag, den ich mir gewünscht habe, und leider auch so harmlos, dass es auch von dem immer netten Drake hätte kommen können. Doch was soll ich sagen: Der Junge hat plötzlich nicht nur im Gesicht Haare bekommen, auch der doch arg weichspülige Sound des Vorgänger ist weg und Aubrey Drake Graham klingt einfach erwachsener, was in diesem Fall einfach reifer und besser bedeutet. Zu einem richtigen deepen Rapper reicht es leider immer noch nicht, aber naja, wo gibt es die momentan noch? Die Stimmung auf Take Care ist jedenfalls düsterer und Drake nachdenklicher.

Take Care ist natürlich auch dem Pop mal wieder am nächsten, aber die Synthie-Flächen erzeugen eine melanholisch warme Grundstimmung und das Duett mit Stevie Wonder passt ebenfalls angenehm in den sehr schönen Flow dieses Albums. Eigentlich ist Drake ja eh im Soul zuhause und macht dort die bessere Figur, aber es gibt auch Auflüge zum Dubstep wie in “Crew Love” das The Weeknd featured. Mit Take Care ist Graham jedenfalls ein angenehm trauriges Album für uns Großstadt-Singles, die wir alle gerade in einer schicken Wohnung sitzen und doch diese merkwürdige innere Leere spüren. Passt. Das mindestens fünf Songs zu viel darauf sind, daran hat man sich ja mittlerweile eh bei Hip Hop Alben gewöhnt, aber Drake hat es trotzdem geschafft seine Kritiker zu überraschen.

Cass McCombs – Humor Risk

(Domino, 04.11.2011)

Machen wir uns nichts vor, der ganz große Hype um klampfende Sangesbarden ist auch wieder vorbei und so langsam trennt sich doch die Spreu vom Weizen. Sich einfach nur hinzustellen und den Dylan oder Neil Young zu geben ist auf Dauer doch ein wenig dürftig, und im Jahr 2011 darf es dann doch ruhig mehr Qualität als Tribrettfahrerei sein. Songwriter Cass McCombs hat zum Glück auch die Vorzüge der elektronischen Gitarre erkannt und scheint momentan einen Kreativ-Flash zu haben. Humor Risk ist schon sein zweites Album in diesem Jahr und gibt sich schön bluesig bis rockig, aber auch mal ruhig psychedelisch bis beatlesk. Ein paar mal meint man Lennon auf einem Trip zu hören, nur das es wohl Valium sein muss, denn so richtig aus dem Saft kommt keiner der Songs. So schön das verspulte Gedudel auch anfangs sein mag, es tut sich letztendlich viel zu wenig um einen länger begeistert bei der Stange zu halten. Wer alternativen Country mag, ist bei Bill Callahan besser aufgehoben.

The Devil`s Blood – The Thousandfold Epicentre

(Soulfood, 11.11.2011)

So, zum Abschluss kriecht beißender Schwefelgeruch durch die Redaktionsräume. Die niederländische Band The Devil`s Blood bekennt sich also öffentlich zum Satanismus. Hmmm… ja, soll es geben und gab es sicherlich auch bei unseren Freunden aus dem hohen Norden in extremerer Form. Die Geschwister Lemouchi stehen jedenfalls noch nicht im Verdacht eine Kirche anzuzünden, sondern nähern sich dem Thema eher theoretisch. Da scheint ein Grund zu sein, warum wegen The Devil’s Blood noch keine Moralwächter und besorgte Eltern auf die Barrikaden gehen. Ein Grund bei älteren Semestern könnte auch sein, dass die Kumpelei mit dem Gehörnten und das Faible für das Okkulte zur Grundausbildung einer metal-lastigen Band gehören und sich bereits schon die 70er Black Sabbath mit dunkler Grusel-Atmosphäre umgaben.

Sänger Selim betont immer wieder, dass es ihm gleichgültig ist was man darüber denkt und scheint sich eh auf das Spirituelle des Kultes zu beschränken, was man einfach so respektieren sollte.  Die Musik selbst bedient sich unüberhörbar an Okkult-Bands der 70er Jahre und gönnt sich öfter mal neunminütige Psychedelic Passagen. Das Album würde auch ohne diesen Hintergrund sehr gut funktionieren und ist schön deftiger Hardrock/Psychedelic-Rock, der ordentlich bedröhnt aus den Boxen bratzt und mal wieder Spaß auf alte Black Sabbath oder Coven Alben macht.


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